Schwindel ist heilbar – mit Fakten

Immer dann, wenn Wölfe in Deutschland getötet werden, oder sich gar der Staat aufgrundgeltender Gesetze anschickt, ihre Tötung anzuordnen, kochen die Emotionen in den mehr oder weniger sozialen Medien hoch. Seien es die Wolfshybriden von Ohrdruf, sei es das Rosenthaler Rudel mit großem Appetit auf Schafe, oder sei es das Cuxhavener Rudel mit seiner Vorliebe für Rinder in Moorgräben und Deichschafe.

So war im Zusammenhang mit den Rissen von Kälbern und Rindern im Territorium des Cuxhavener Rudels zu lesen, die armen Welpen seien nach dem Tod ihrer Mutter darauf angewiesen, besonders diese Nutztiere zu reißen, um ihr Überleben zu sichern. Durch den Tod ihrer armen Mutter hätten sie nie die Chance gehabt, das Erbeuten ihrer natürlichen Nahrung, sprich der Wildtiere zu erlernen.

Um das zu verstehen, hier die Chronologie des Rissgeschehens in Cuxland, wie sie aus den Daten des niedersächsischen Wolfsmonitorings zu entnehmen ist:

Der erste Nutztierriss24.04.12 Wingst 19 Schafe
Das erste Kalb04.11.13 Bülkau/Bovenmoor (Totgeburt?? – nicht als Wolfsriss anerkannt)
Der erste anerkannte Rinderriss18.08.14 Lamstedt 2 Jungrinder,

im gleichen Jahr noch zwei weitere Rinderrisse(1x nicht anerkannt)

in 2015 4 Risse mit 6 Rindern bzw. Kälbern, die nicht anerkannt wurden

in 2016 bis zum Fund der Alphawölfin am 25.09.16:

11 Risse mit 14 Rindern/ Kälbern davon 7 anerkannt

nach dem 25.09. bis Jahresende

8 mit 11 betroffenenen Tieren, davon 1 x anerkannt

2017 bisher 12 x Rind/Kalb mit 16 betroffenen Tieren, großenteils noch "in Bearbeitung"

Dazu kommen in diesem Territorium seit Anfang 2016 noch 26 Übergriffe auf 77 Schafe mit unterschiedlichem Bearbeitungsstand.

Wer aus dieser Entwicklung ablesen möchte, dass sich Wolfswelpen, welche mit knapp 5 Monaten noch nicht aktiv an den Beutezügen des Rudels teilnehmen, sich aus der Not auf Rinder spezialisieren, der sei hier anhand der Zahlen aus dem offiziellen Monitoring eines besseren belehrt. Das Rudel im Cuxland hatte seit 2014/15 sein Beutespektrum deutlich auf Weidetiere erweitert, auch wenn die Alphatiere diese Eigenschaft kaum aus ihren Ursprungsrudeln (Munster und Altengrabow?) mitgebracht haben dürften. Der Rüde und die drei Jährlinge waren im Sommer 2016 bereits erkennbar mit dieser Beute und dem erforderlichen Jagdverhalten vertraut, so dass sie bei dem vorhandenen Angebot an Weidetieren keinen Anlass hatten, ihre Jagdgewohnheiten zu ändern. Der Nachwuchs dieses Rudels wird diese Fähigkeiten in seine zukünftigen Territorien mitnehmen. Der Rhythmus der Nutztierrisse hat sich über den 25.09.16 hinweg so wenig verändert, dass mit der illegal getöteten Wolfsfähe eher von weiteren Rissen im bekannten Muster zu rechnen gewesen wäre – hätte – wenn, das aktuelle Geschehen ist schlimm genug und den Weidetierhaltern dort nicht mehr zuzumuten!

Wenn derartiger Schwindel, wo immer er seinen Ursprung hat, auch noch von öffentlich rechtlichen Medien unkritisch und ungeprüft verbreitet wird, kann dies nur noch unter der Rubrik Propaganda verbucht werden.